Geförderte Projekte aus dem Aktionsfonds der PfD Neukölln
Insgesamt wurden dieses Jahr 25 Projektskizzen eingereicht. Wir bedanken uns bei allen Interessierten für die eingegangenen Vorschläge und ihr wichtiges Engagement! Am 05. März 2024 beriet unser Begleitausschuss über die Auswahl der Projektvorschläge. Wie jedes Jahr war dies eine schwierige Aufgabe, da nur ein Teil der vielen tollen und wichtigen Projektvorschläge gefördert werden kann. Für den Fonds standen 60.000€ zur Verfügung. Der Begleitausschuss entschied sich für die Förderung von insgesamt sieben Projekten:
1. Jugendredaktion Neukölln
In der Jugendredaktion Neukölln setzen sich Jugendliche mit politischen Entscheidungsprozessen und den Auswirkungen auf ihre Lebensrealität auseinander. Durch das Projekt wurden junge Menschen mit journalistischer Arbeit sowie mit politischen Prozessen im Abgeordnetenhaus vertraut gemacht. Das Interesse von jungen Menschen in Neukölln für diese Themen wurde etwa im Rahmen der Debatte und der Proteste zu Kürzungen öffentlicher Mittel für die Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen geweckt. Die Teamer:innen entwickelten Workshopformate für die Jugendlichen, in denen sie ihnen die Haushaltspolitik im Abgeordnetenhaus erklärten. Außerdem erstellten sie mit ihnen zusammen Videos zur Haushaltspolitik. In diesem Rahmen führten die Jugendlichen Interviews mit Abgeordneten und lernten die hierfür nötigen Fähigkeiten. Die Jugendlichen wurden dadurch selbst zu Multiplikator:innen für das Thema der Haushaltspolitik ausgebildet und erstellten ihr eigenes Bildungsmaterial. So wurden sie befähigt, ihr Wissen an weitere junge Menschen in Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen weiterzugeben.
2. HEROES-Ausbildung 2024
Der Träger HEROES Berlin richtet sich an migrantische junge Männer und bildet sie in der kritischen Reflexion von unterschiedlichen Diskriminierungsformen aus, die in der Gesellschaft wirkmächtig sind. Eine Herausforderung dabei ist stets, dass die jungen Männer selbst von Diskriminierung betroffen sind, was eine Verengung auf die eigene Sichtweise verstärken kann. Die Ausbildung fördert bei ihnen dem entgegen die Fähigkeit zum Perspektivwechsel. Mit dem Abschluss der Ausbildung werden sie zu Multiplikatoren in ihrem sozialen Umfeld und an Schulen zum Einsatz gegen Rassismus, Antisemitismus, Queerfeindlichkeit und Antifeminismus sowie dem Hinterfragen starrer Männlichkeitsbilder. Im Jahr 2024 durchliefen die jungen Männer verschiedene politische Bildungsworkshops und Vorträge, die die genannten Themen und weitere umfassten. Ein besonderes Format war ein Ausflug in das Museum des Rathaus Hamburg, im Rahmen dessen sich die jungen Männer kritisch mit dem Thema Prostitution auseinandersetzten.
3. Zimanxane-Sprachenhaus
Das Projekt “Zimanxane-Sprachenhaus” ist eine Weiterentwicklung eines Projekts, welches bereits in 2023 gefördert wurde und dem deutschen und kurdischen Spracherwerb sowie der Vermittlung von kurdischer Kultur gewidmet war. In Neukölln gibt es eine große kurdische Diaspora, die kaum öffentliche Sichtbarkeit erlebt. Räume zu schaffen, in denen kurdische Sprache und Kultur gelebt werden können, ist daher umso wichtiger für die Community und ein demokratisches Miteinander. Den Kern des Projekts stellten die mehrfach wöchentlich stattfindenden Sprachcafés dar, welche eine Bandbreite der kurdischen Dialekte Kurmancî und Soranî und der deutschen Sprache abdeckten.
Neben dem Spracherwerb, öffnete das Projekt auch einen Raum zum Austausch für Kurd:innen in Deutschland mit unterschiedlichen Hintergründen. Die Teilnehmenden hatten häufig eine Fluchtgeschichte und zum Teil Schwierigkeiten, ein soziales Netz in Berlin aufzubauen, welches ihnen in Notlagen helfen kann. Hier ermöglichte das Projekt einen niedrigschwelligen Anlaufpunkt für die Teilnehmenden und gegenseitige Hilfe. Zudem wurde die kurdische Kultur mit Musikworkshops und Musikabenden gefördert. So bildete sich aus dem Sprachcafé heraus ein Chor, der neben anderen künstlerischen Einlagen bei einer Abschlussveranstaltung mit 500 Besuchern im Refugio Neukölln auftrat.
4. “Ich sehe was, was du nicht siehst!”
Das Projekt “Ich sehe was, was du nicht siehst!” setzt sich aktiv mit den Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen der Besucher:innen der Jugendfreizeiteinrichtung „Manege“ auseinander. Es bietet Jugendlichen und jungen Erwachsenen Raum zur Reflexion und Diskussion über erlebte Diskriminierung und Vorurteile. Es werden persönliche Texte, Slogans und künstlerische Portraits erstellt. Die Projektphasen umfassen Treffen zur Anpassung der Inhalte, sieben Workshop-Nachmittage mit verschiedenen Aktivitäten und die Fertigstellung eines analogen und digitalen Outputs. Das Ziel ist es, Bewusstsein zu schaffen und eine Diskussion über Rassismus anzuregen.
Die neuen Inhalte werden ab 27.1.2025 auf der bereits bestehenden Instagram-Seite des Vorgänger-Projekts online gestellt:
https://www.instagram.com/manege_initiative/
5. Rom:nja-Power
Das Projekt „Rom:nja Empowerment im Harzer Kiez“ richtete sich schwerpunktmäßig an Kinder und Jugendliche aus der Rom:nja-Community im Harzer Kiez, die mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert sind, welche ihre Entwicklung und Integration in die Gesellschaft beeinträchtigen. Viele Kinder erfahren etwa aufgrund von sozialen und ökonomischen Herausforderungen Bildungsbenachteiligungen. Mädchen* innerhalb der Gemeinschaft erfahren zudem oft geschlechtsspezifische Benachteiligungen, sowohl innerhalb ihrer Gemeinschaft, als auch im größeren sozialen Kontext.
Mit dem Projekt konnten mehrmals wöchentlich an ca. 100 Projekttagen in der Jugendfreizeiteinrichtung „Wilde Rübe“ über 140 Kinder und Jugendliche erreicht werden. Im Rahmen des Projekts konnten die Kinder und Jugendlichen für sie neue und ungewohnte Erfahrungen machen, die sie aus ihren teilweise religiös geprägten Familien nicht kennen. Ein Teil der Gruppe besuchte etwa im Rahmen des Projektes gemeinsam die Parade am Roma-Day in Berlin-Mitte, was für die Kinder und Jugendlichen ein einprägsames Erlebnis darstellte, da sie dort erlebten, dass ihre Community größer und vielfältiger ist, als verschiedentlich gedacht – und Rom:nja verschiedenste Lebensentwürfe verfolgen können.
6. Begegnung und Bewegung in Neukölln
Im Projekt „Begegnung und Bewegung in Neukölln“ konnten verschiedene Angebote und Aktivitäten für Frauen mit Migrationserfahrung umgesetzt werden, die wenig bis keine sozialen Kontakte in die Mehrheitsgesellschaft haben und deren gesellschaftliche Teilhabe aus sprachlichen, bildungsbezogenen, familiären, aber auch strukturellen Gründen sehr beschränkt und erschwert wird. Für die Frauen wurden etwa niedrigschwellige und kostenlose Bewegungsaktivitäten (Tanz und Sport) angeboten sowie gemeinsame Museums- oder Kinobesuche durchgeführt. Obwohl die Frauen teils sehr unterschiedliche biographische Hintergründe mitbrachten und etwa Frauen mit wenig Bildung auf akademisierte Frauen trafen, gab es in dem Projekt ein großes Interesse an den je unterschiedlichen Lebenswelten und Unbekanntem. Gleichzeitig zeigten sich auch immer wieder geteilte Gemeinsamkeiten, etwa Hürden in der Alltagsbewältigung, wie die Suche nach Kita-Plätzen usw. Mit dem Projekt gelang es zusätzliche Räume für Begegnung und Austausch im Rahmen von gemeinsamen Erlebnissen zu schaffen, den teilnehmenden Frauen Gelegenheiten zu ermöglichen, soziale Kontakte zu knüpfen, ihre Erfahrungen mit anderen zu teilen und sich gegenseitig solidarisch zu unterstützen und zu ermutigen. Die Hürden zum kulturellen Angebot der Stadt konnten durch die gemeinsamen Besuche gesenkt werden.
7. Frauenforum Buckow
In diesem Projekt konnte ein „Frauenforum“ im Nachbarschaftstreff Buckow erfolgreich über 40 Anwohnerinnen mit lokalen Einrichtungen wie dem Familientreff Buckow, dem Frauencafé Gropiusstadt sowie den Jugendzentren Blocklab 447 und Wilde Hütte zusammenbringen. Dabei wurden zentrale Bedarfe der Anwohnerinnen gesammelt und in Form eines Onepager aufbereitet. Bei der Durchführung wurde deutlich, dass trotz großer Nachfrage und großem Bedarf bestehende Angebote und Einrichtungen vor Ort noch zu wenig untereinander bekannt sind. Zudem stellen Sprachkenntnisse in Buckow eine entscheidende Barriere dar und die Wichtigkeit wurde deutlich, Angebote mehrsprachig zu bewerben. Im Rahmen des Projekts konnten erfolgreich verschiedene Aktionen – etwa Henna-Malerei und Kinderschminken – als „Türöffner“ zum Abbau von Barrieren genutzt werden und durch die Repräsentanz nicht-deutscher Sprachen auch noch-nicht-deutschsprachige Personen über Angebote in Buckow informiert werden. Dem Projekt gelang es verschiedene „Mikrokosmen“ in Buckow miteinander in Kontakt zu bringen und verschiedene Teilnehmende verabredeten sich in der Folge zu Formen gegenseitiger Nachbarschaftshilfe.